Dezember-Brief 2023

Archiv unserer Monatsbriefe

Porträtfoto von Shahnewaz Chowdhury, der einen Anzug und Krawatte trägt.

Aktivist und Ingenieur Shahnewaz Chowdhury aus Bangladesch
Foto © Privat

 

SHAHNEWAZ CHOWDHURY, Bangladesch

 

Fallbeschreibung

Shahnewaz Chowdhury droht eine langjährige Haftstrafe. Der Ingenieur setzt sich für die vom Klimawandel stark betroffene Bevölkerung in der Region Banshkhali an der Küste Bangladeschs ein. Fast jedes Jahr werden hier Häuser und Äcker in Folge von Zyklonen überschwemmt. Nach einem starken Sturm im Mai 2021 erklärte Shahnewaz Chowdhury auf Facebook, der Sturm sei eine Auswirkung des Klimawandels, zu dem das umweltschädliche Kohlekraftwerk von Banshkhali beitrage. Er verurteilte, dass zwölf Menschen bei Protesten gegen das Kraftwerk getötet wurden und rief junge Menschen dazu auf, sich “diesem Unrecht zu widersetzen”. Daraufhin reichte das Kraftwerksunternehmen Klage gegen Shahnewaz Chowdhury ein. Er wurde 2021 festgenommen und wegen “Verbreitung falscher und beleidigender Informationen” unter Anklage gestellt. Er verbrachte 80 Tage lang in Haft, bevor er gegen Kaution wieder freikam.

Am 7. August 2023 erklärte die Regierung, dass das repressive Gesetz über die digitale Sicherheit (Digital Security Act, DSA) aufgehoben werden soll, auf dessen Grundlage Shahnewaz Chowdhury angeklagt wurde. Laufende Verfahren sollen jedoch auf der Grundlage eines neuen Cybersicherheitsgesetzes weiterverhandelt werden. Vor diesem Hintergrund entscheiden verschiedene Gerichte momentan über Rechtsmittel, die sowohl Shahnewaz Chowdhury als auch die Staatsanwaltschaft eingereicht hatten. Shahnewaz Chowdhury forderte die Einstellung seines Verfahrens. Sollte er jedoch für schuldig befunden werden, drohen ihm 10 Jahre Haft.

Im Brief an die Premierministerin von Bangladesch und fordern wir sie auf, dafür zu sorgen, dass alle Anklagen gegen Shahnewaz Chowdhury fallen gelassen werden. Wir btten sie, sicherzustellen, dass das neue Cybersicherheitsgesetz, das das DSA ersetzen soll, internationalen Standards entspricht und die Verpflichtungen Bangladeschs zum Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung gemäß der Verfassung und dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte eingehalten werden.

 

Hier ist das Anschreiben an die Vertretung des Landes

Botschaft der Volksrepublik Bangladesch
S. E. Herr Md Mosharraf Hossaian Bhuiyan
Kaiserin Augusta-Allee 111
10553 Berlin

 

Exzellenz,

Sie erhalten heute die Kopie meines Schreibens an die Premierministerin Ihres Landes mit der Bitte um Ihre Unterstützung.

Der Ingenieur Shahnewaz Chowdhury machte sich Sorgen um die vom Klimawandel betroffenen Bevölkerung in der Region Banshkhali. Er vermutete, dass das umweltschädliche Kohlekraftwerk in Banshkhali die Gesundheit der Bevölkerung bedrohe oder bereits geschädigt hat. Er wurde 2021 festgenommen und inhaftiert, später gegen eine Kaution freigelassen.

Die Regierung Ihres Landes hat das DSA Gesetz aufgehoben, aber ein neues
Cybersicherheitsgesetz könnte bedeuten, dass Shahnewaz Chowdury weitere Jahre in Haft
kommt.

Ich bitte auch Sie, sich dem Appell von Amnesty International an Ihre Regierung anzuschließen, damit die Vorwürfe gegen Shahnewaz Chowdhury fallengelassen werden.

Mit freundlichen Grüßen,

 

Anlage

 

Hier ist der Brief an das betroffene Land

Prime Minister Sheikh Hasina
Prime Minister’s Office
Old Sangsad Bhaban
Tejgaon
Dhaka-1215
Bangladesh

 

Honourable Prime Minister,

Shahnewaz Chowdhury, an engineer and a human rights defender, worried about the impact a new coal-fired power plant would have on his village, took to Facebook to raise his concerns.

On 26 May 2021 Shahnewaz’s village, Banshkhali, was swept up by a storm. Homes were
destroyed. Worried about the impact of environmentally damaging projects like the new power plant, which he believed had contributed to an increase in tidal surges, Shahnewaz wrote on Facebook raising his concerns and encouraging young people to speak out, he wrote: “the youth of Banshkhali must resist injustice and support development through fearless writing.”

The following day, the power plant company filed a case against Shahnewaz, accusing him of posting false information. On 28 May 2021, he was arrested by the police for his Facebook post under Bangladesh’s oppressive Digital Security Act (DSA). He was detained in inhumane conditions for 80 days, without trial. Shahnewaz was granted bail on 16 August 2021, but if he’s convicted, he faces many years in prison.

I, therefore, urge you to drop all charges against Shahnewaz Chowdhury. Please, also, ensure that the new Cyber Security Act that replaces the Digital Security Act adheres to international standards and you uphold obligations to protect the right to freedom of expression under its constitution and the International Covenant on Civil and Political Rights (ICCPR).

Yours sincerely,

 

Copy to:
Botschaft der Volksrepublik Bangladesch
S. E. Herr Md Mosharraf Hossaian Bhuiyan
Kaiserin Augusta-Allee 111
10553 Berlin

 

11. Januar 2024