Oktober-Brief 2018

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Frühehen, Burkina Faso

 

Fallbeschreibung

Tausende Mädchen in ganz Burkina Faso werden früh verheiratet, viele sind zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit gerade einmal elf oder zwölf Jahre alt. Ein Grund für die Frühverheiratung ist der Brautpreis, den die Eltern des Mädchens erhalten. Die sexuellen und reproduktiven Rechte der Mädchen werden immer wieder verletzt. Nur die wenigsten Mädchen dürfen eine Schule besuchen. Trotz enormem Drucks seitens der Familien und der Gesellschaft weigern sich viele Mädchen, eine solche Ehe einzugehen und versuchen zu fliehen.

Amnesty International hat mehrere Einrichtungen in Burkina Faso besucht, in denen Mädchen Zuflucht gefunden haben, darunter Maria (nicht ihr richtiger Name), die erzählte, mit 13 Jahren von ihrem Vater gezwungen worden zu sein, einen 70-jährigen Mann zu heiraten. Er habe ihr sogar gedroht, sie zu töten, wenn sie den Mann nicht heirate.

Die Regierung hat erste Schritte unternommen, um Frühehen zu verbieten, und dabei auch einige der Empfehlungen von Amnesty International berücksichtigt. Doch es muss noch mehr getan werden, um Sonderregelungen zur Frühverheiratung unter 15 Jahren zu unterbinden.

Im Brief an den Minister für Justiz und Menschenrechte bitten wir ihn, alle nationalen Gesetze zum Verbot von Zwangs- und Frühehen durchzusetzen und zu stärken. Darunter fallen sollte auch die Festlegung des Heiratsalters für Mädchen und Jungen auf 18 Jahre, entsprechend der Afrikanischen Charta für die Rechte und das Wohlergehen des Kindes. Wir bitten ihn auch darum, sicherzustellen, dass die von Frühehen Betroffenen Gerechtigkeit erfahren und dass diejenigen, die für die Schließung von Frühehen verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden.

Hier ist das Anschreiben an die Vertretung des Landes

Botschaft von Burkina Faso
S.E. Herrn Simplice Honore Guibila
Karolingerplatz 10/11
14052 Berlin

Exzellenz,

Sie erhalten anbei die Kopie meines Schreibens an den Justizminister Ihres Landes. Darin wird er gebeten, sich für die Rechte der früh verheirateten Mädchen einzusetzen. Trotz erster Schritte der Regierung, solche Frühehen zu verbieten, werden immer noch Tausende von ganz jungen Mädchen – ohne Rechte, ohne Schulausbildung, – für Geld an ältere Männer verkauft.

Amnesty International empfehlt, dass alle Gesetze zum Verbot von Zwangs- und Frühehen nicht nur gestärkt, sondern auch durchgesetzt werden. Ich hoffe, Sie unterstützen dieses Vorhaben.

Mit freundlichen Grüßen

Anlage

Hier ist der Brief an das betroffene Land

René Bagoro
Ministre de la Justice
Avenue d l’Indépendance
Ouagadougou 01
BP 526
Burkina Faso

Your Excellency,

It is very disturbing to hear that, despite efforts taken by your Government to improve the situation, it is still the case that many young girls are forced into early marriages. Some of them are as young as 11 or 12 years old and are sold off to much older men so that their families can profit financially. Most of the girls have no opportunity to visit a school and are deprived of all their basic human rights.

Your Government has already taken some steps to put an end to this custom and has indeed followed recommendations by Amnesty International, but this is obviously not sufficient. Thousands of girls are still subjected to this fate. I ask you to enforce these laws more strongly, following the recommendations of the African Charta for the Rights and Welfare of the Child, where, for instance, the marriageable age is specified as at least 18 years old. I would ask you to ensure that those who are affected by this situation receive justice, help and protection, and those who are responsible for arranging these early marriages should be brought to justice.

Yours faithfully

Copy to:
Botschaft von Burkina Faso
S.E. Herrn Simplice Honore Guibila
Karolingerplatz 10/11
14052 Berlin

3. Dezember 2018